Karate Selbstverteidigung

Vitalpunkte

Shoto Jutsu Nutzung der Vitalpunkte und Druckpunkte

Vitalpunkte – Historisches

Das Wissen um die Vitalpunkte geht weit in die östliche Geschichte zurück und hat heute viele Namen. Schüler der japanischen Kampfkünste bringen mit dem Begriff Vitalpunkte den Namen Jintai Kyusho in Verbindung, Schüler chinesischer Kampfkünste finden diese Techniken im Dim Mak und bei koreanischen Kampfkünsten werden Vitalpunkte – Techniken ausschließlich im Hyol Do Bop / Kup So Sul gelehrt.Entstehung der Vitalpunkte History

Die Nutzung der Vitalpunkte ist in allen traditionellen Kampfkünsten Asiens eine Form der Selbstverteidigung, welche früher z.T. geheim gehalten wurde und nur ausgewählten Schülern mündlich überliefert wurde. Diese wurden in u.a. in Form der üblichen Tul oder Kata allen Schülern gelehrt, die Bedeutung im Hinblick auf Kup So wurde aber erst später im Geheimen gelehrt.

Kup So Sul (oder auch Hyul Do Bop), Dim Mak oder Kyusho bedeutet Vitale Druckpunkte oder auch „Sekundenkampf“. Leider ist mit der Versportlichung der Kampfkünste auch das Wissen um die Punktestimulation zum Teil verloren gegangen. Einzelne Druckpunkte sind aber meist noch bekannt, die Anwendung in ihrer Gesamtheit wird jedoch meist nicht mehr unterrichtet.

Die sehr nahe Verwandschaft mit der Traditionellen Medizin und im besonderen mit der Akupunktur/Akupressur beinhaltet immer auch ein grosses medizinisches Wissen im Zusammenhang mit den Pressing Point. Man geht davon aus, dass es über 1000 solcher Punkte gibt, relevant sind aber nur ca. 108 davon.

Durch die Manipulation der Punkte werden die energetischen und neurologischen Vorgänge des menschlichen Körpers in einer Form beeinflusst, dass eine Beeinträchtigung dieser Körperfunktionen hervorgerufen werden kann. Diese Beeinträchtigung kann in Form von Schmerz, Gleichgewichtsstörungen, Kraftverlust bis hin zum Verlust des Bewusstseins auftreten. Ebenso kann das erworbene Wissen zur Linderung verschiedener Beschwerden genutzt werden.

Der Ursprung liegt aber wahrscheinlich bei indischen Meistern (Gurus) des Yoga, die sich schon sehr speziell mit den energetischen Zentren (Chakra) beschäftigten. Durch den Kulturaustausch mit China wurde dieses Wissen an China weitergegeben und floss in die chinesische Medizin ein.

Der taoistische Arzt Zhang Sanfeng, ein Meister der Kampfkünste und der Akupunktur hat auf der Grundlage seines Wissens Analysen an Menschen angestellt (oft Gefangene oder verurteilte Menschen), welche Wirkung diese Vitalpunkte haben. Das waren Punkte, die am Körper leicht und schnell angreifbar waren, aber auch ohne große Kraftanwendung eine erhebliche Wirkung erzielten. Mit diesem angeeigneten Wissen in Verbindung mit der weichen Taoistischen und der harten Shaolin Kampfkunst,  entwickelte er Hsing (Katas), mit denen er sein Wissen weitergeben konnte. Aus diesen Katas wurde das heute bekannte Taijiquan.

Entstehung der Vitalpunkte

Die benutzten Vitalpunkte entsprechen den Akupunktur – Punkten der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und sind mit insgesamt 360 Punkten aufgeführt, von denen beim Dim Mak 108 Punkte verwendet werden und beim koreanischen Hyol Do Bop 80 Punkte. Der Begründer des modernen Karate, Funakoshi Gichin, beschreibt 40 Vitalpunkte, die als Angriffspunkte verwendet werden können.

Diese 40 Punkte und noch viele weitere findet man auch heute noch in den Karate Katas. Dieses Wissen um die Punkte und deren Anwendung in den Katas ist im Laufe der Jahrhunderte jedoch weitgehend verloren gegangen oder ist nur wenigen Karatemeistern bekannt. Gleichermaßen verhält es sich beim koreanischen Hapkido, da auch hier nur wenige Großmeister Kenntnisse über Hyol Do Bop haben und diese somit weitergeben können.

Ein Zitat besagt: „Es ist von Vorteil, für den, der den Weg des Karates (Karate Do) geht, über die Vitalpunkte des menschlichen Körpers Bescheid zu wissen.“

Das Ziel bei der Anwendung der Vitalpunkte, ob Dim Mak, Kyusho oder Hyol Do Bop ist jedoch immer dasselbe:

Angriff auf die schwächsten anatomischen Strukturen des Menschen.

Etwa im Jahre 1026 nach Chr. wurden die 360 Punkte auf Meridiane von dem Arzt Wang Wei aufgeteilt und dienten für die Lehre der Akupunktur und des Moxas.

12 dafür verwendete Meridiane werden die 2stündigen (chinesisch: sichen) genannt und bedeutet, dass die jeweiligen Meridiane ihre Hauptwirkungszeit im 2 Stunden Takt ändern:

  • 1 – 3 Uhr Leber
  • 3 – 5 Uhr Lunge
  • 5 – 7 Uhr Dickdarm
  • 7 – 9 Uhr Magen
  • 9 – 11 Uhr Milz
  • 11 – 13 Uhr Herz
  • 13 – 15 Uhr Dünndarm
  • 15 – 17 Uhr Blase
  • 17 – 19 Uhr Niere
  • 19 – 21 Uhr Herzbeutel
  • 21 – 23 Uhr Dreifachwärmer
  • 23 – 1 Uhr Gallenblasse

Ganztägig wirkende Meridiane sind:

  • Konzeptionsgefäß
  • Lenkergefäß

Hieraus entstanden 36 Hauptangriffspunkte, von denen 22 Punkte auf der Vorderseite und 14 Punkte auf der Rückseite liegen.

Diese 36 Punkte werden aufgeteilt in:

  • 9 tödliche
  • 9 neurologische
  • 9 schmerz
  • 9 lähmende Punkte

Diese Angriffspunkte wurden um weitere 36 Punkte auf 72 Punkte erweitert. Durch die Meister des südlichen Shaolins wurden die 72 Punkte um weitere 36 Punkte auf 108 Punkte erweitert.

Entstehung der Vitalpunkte History Hyol Do Bob

Es gibt 5 verschiedene Arten diese Punkte anzugreifen:

  1. schlagen mit dem Handballen
  2. stoßen durch Fingerstich oder Knöchel
  3. peitschendes Schlagen mit der Handfläche oder dem Handrücken
  4. packen und greifen
  5. schlagen mit der Handkante, Unterarm

Es können also unter Berücksichtigung der Hauptwirkungszeiten und der Art, wie die Vitalpunkte angegriffen werden, Blockaden im Körper erstellt werden, die je nach Intensität des Angriffs, ein Aussetzen der Extremitäten, eine Ohnmacht und sogar den Tot hervorrufen können.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil in der Anwendung der Druckpunkte ist das Wissen um die Einteilung der 12 Meridiane. Diese sind noch zusätzlich in Yin und Yang eingeteilt. Druckpunkte die in Yin eingeteilt sind „schließen“ den Körper, Druckpunkte die in Yang eingeteilt sind „öffnen“ den Körper.

Bringt man dieses Wissen um die Punkte, zusammen mit dem richtigen Winkel des Angriffs auf den Druckpunkt zusammen, kann man den Angreifer gezielt manipulieren.

Wird man z.B. am Kragen oder am Hals von vorne festgehalten und trifft den Druckpunkt SI 10 – SI 11 des Gegners im richtigen Winkel, so weiß man das sich das vordere Bein des Gegners beugt und der hintere Arm, mit dem er zuschlagen könnte nach hinten fliegt. Die Folgetechniken zur weiteren Verteidigung können ein Schlag mit der flachen Hand zum Tempel sein oder ein Handhebel in Verbindung mit Druck auf LU 7, LU 8.

Die Wirkung der Druckpunkte ist bei jedem Körper grundsätzlich gleich. Trotzdem kommt es vor das einige Menschen sensibler oder nur schlecht auf gewisse Druckpunkte reagieren.

Deshalb ist es am effektivsten, die Druckpunkte anzugreifen, die unmittelbar unterhalb der  Hautoberfläche liegen und die sich direkt an den Muskelansätzen befinden.

Verbindet man das Wissen um die Druckpunkte mit verschiedenen einfachen, aber wirkungsvollen Hebeln und Würfen, kann man sich effektiv gegen bewaffnete und unbewaffnete Angriffe verteidigen.

Im Shoto Jutsu nutzen wir das Wissen um die Druckpunkte in den Katas, und eröffnen neue Wege in der Bunkai und in der effektiven Selbstverteidigung durch Karate.

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